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Ein Piefke in Vienna (Teil 2)

Nahezu prophetisch habe ich auf Basis des allseits bekannten Spruchs „Wien ist ein Dorf“ in meinem allerersten Blogeintrag Ein Piefke in Vienna vorausgesagt, dass sich Flo nicht ewig vor Robin verstecken könne. Wie ich jetzt erfahren habe, sollte ich mit dieser Einschätzung Recht behalten.

Zur Erinnerung, als Ausgangspunkt für meinen Blog habe ich darüber geschrieben, wie einer meiner besten Freunde, Robin, vor ein paar Monaten über GayRomeo Flo kennengelernt hat. Die beiden sind sich einander auf Anhieb sympathisch gewesen und verbrachten ein überdurchschnittlich gutes Date inklusive Abenddämmerungsspaziergang. Zum Abschied beteuerten sie einander, wie schön es war, und dass man so ein Treffen wiederholen müsse. Das Geschichte endete damit ziemlich abrupt, denn Robin hat seither keine einzige Nachricht mehr von Flo erhalten.

Weil Wien jedoch wirklich ein Dorf ist (ich werde nicht müde, das zu sagen), trafen die beiden sich jetzt jedoch wieder. Als mich gestern Morgen die Nachricht erreichte, ich solle mit Robin in der Stadt frühstücken gehen, ahnte ich natürlich noch nichts, wenig später hing ich dann an seinen Lippen, als er ziemlich verkatert anfing, von seinem Wochenende zu erzählen.

Was, wenn man unverhofft ein Date wiedertrifft, das einen einst sitzengelassen hat?

Es begab sich am Samstagabend. Wie an so ziemlich jedem Wochenende (wie kann man so viel Energie haben und wieso fühle ich mich im direkten Vergleich, als wäre ich bereits ein steinalter Greis?!) hieß es für Robin mit Freundinnen und Freunden fuatgehn. Der Plan war von Anfang an (gut, dass wir hier nicht von WU-Studierenden sprechen – zwinker zwinker) zum Malefiz Birthday Bash zu gehen. Da man aber nicht allzu früh erscheinen wollte, begann der Abend mit Vortrinken und Barhopping durch die am Gürtel gelegenen Etablissements, das Ziel war es, den gesamten Abend über einen ziemlich beachtlichen Pegel  aufrecht zu halten. Gegen halb 2 Uhr Morgens splittet sich eine Kleingruppe bumzua ab und machte sich auf zum fluc. Tatsächlich, mitten auf der Tanzfläche, begegnete Robin also (wie bereits erwähnt) überraschend erneut seinem früheren Date Flo. Da sie beide ziemlich betrunken waren, mussten sie nicht einmal miteinander sprechen – einer Entschuldigung, wieso sich Flo nie wieder bei Robin gemeldet hatte, bedurfte es dank Alkohol anscheinend nicht mehr – bevor sie sich lasziv antanzten. Die etwas absurd anmutende Szene basierte natürlich vor allem auf exzessivem Alkoholkonsum, namentlich ein paar Gin Tonics zu viel und in genau dem Zustand wurde Robin wieder in Erinnerung gerufen, wie gut Flo ausschaute, weswegen er kurzerhand entschloss, ihn gegen die nächstgelegene Wand zu drücken und mit ihm zu schmusen, als würde es keinen Morgen mehr geben.

An diesem Punkt gebe ich einen krächzenden Laut der Begeisterung von mir und störe damit wahrscheinlich alle Nachbartische. Als ich mir ausgemalt habe, wie ein nächstes Treffen der beiden ausschauen könnte, habe ich mir vorgestellt, wie sie entweder in peinlicher Stille voreinander stehen, oder wie sie einander verrückte Anschuldigungen zum Besten geben – aber sicher nicht, dass sie sofort miteinander herummachen. Robin muss kurz über meine Reaktion lachen und erzählt dann weiter.

Die beiden sind später auch in Flos Wohnung gelandet und haben die Nacht gemeinsam verbracht. Es war anscheinend ganz gut, wenn man bedenkt wie betrunken die beiden waren. Den kommenden Hangover anscheinend antizipierend, ging Robin nach dem Sex in den frühen Morgenstunden nach Haus,

um seinen Morgen nun mit einem reichhaltigen Katerfrühstück zu beginnen und später mit Netflix im Bett zu verbringen, um auszunüchtern.

Jetzt hat sich das Verhältnis zwischen Robin und Flo völlig gedreht. Noch am Morgen, als Robin auf dem Heimweg war, kam von Flo eine erste Nachricht. Jetzt war es Robin, der noch nicht geantwortet hat.

Als Robin von den Nachrichten erzählt, die seither bei ihm eingetroffen sind, die er alle unbeantwortet gelassen hat, bin ich ein wenig verwundert und frage nach, was denn jetzt genau sein Problem sei. „Es hat nicht unbedingt mit dem Klischee zu tun, dass man immer nur die Männer wolle, die man nicht haben kann. Das Problem ist doch viel eher, dass ich nicht mehr weiß, ob ich ihn weiter treffen will, wenn ich doch aus erster Hand davon berichten kann, wie schnell er jemanden fallenlassen kann. Wenn ich Flo wiedertreffe, bringe ich mich doch ziemlich bereitwillig in die Gefahr, erneut enttäuscht zu werden.“ Diese Einwände kann ich gut nachvollziehen. Mit Flo Sex zu haben war keine Machtdemonstration von Robin, es war eine offensichtliche Affekthandlung im Rausch. Nun nicht mehr zu antworten, basiert in erster Linie auf der Verunsicherung, wie er sein Gegenüber genau einzuschätzen habe. Um gegen diese Unsicherheit vorzugehen, hat er schlussendlich doch geantwortet.

Es kamen bis Sonntagabend noch ein paar Nachrichten von Flo hinzu. Irgendwann stellte Flo die Frage, warum ihm Robin nicht antwortet, woraufhin  zurückfragte, warum Flo ihm damals nicht geantwortet habe. Bis jetzt ist seither Funkstille.

Ich glaube, dass es das war mit den beiden. Nach meiner Einschätzung wäre Robin nicht vollständig abgeneigt, nach und nach mit Flo wieder mehr in Kontakt zu treten. Das würde aber eine Sache voraussetzen: Flo, wenn du tatsächlich das erste Date mit Robin so schön, wie ursprünglich behauptet, gefunden hast, dann brauchst du jetzt eine ziemlich gute Antwort auf die Frage, die Robin dir jetzt gestellt hat.

 

Wie immer: Tausend Dank für’s Lesen meines kleinen bescheidenen Blogs über schwules Dating, Beziehung, Sex und Toleranz. Hier erscheint jeden Montag ein neuer Beitrag. Anregungen, Kommentare und jedwedes (produktives/konstruktives) Feedback ist ausdrücklich erwünscht, sei es durch Kommentare hier, auf Facebook, Twitter-Mentions, oder Nachrichten via Instagram. Auf genannten Plattformen kann man mir auch folgen, um immer auf dem neuesten Stand zu bleiben. Bis dann! 🙂

1 Comment

  1. Nun, es heißt nicht umsonst: „Man sieht sich immer zwei Mal im Leben“. Meist laufen diese „Wiedersehen“ dann aber doch so ganz anders ab, als man sich das vorher vorstellt. Immerhin war Robin meiner Meinung sehr vernünftig, dass er sich eine (weitere) Enttäuschung durch Flo ersparen wollte.

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